Fall des Monats

Weniger Anfälle mit ketogener Diät | 7-2014

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Ein 7-jähriges Mädchen leidet seit dem 3. Lebensjahr unter mehrfach täglichen Episoden mit Abwesenheit, währenddessen treten ganz diskrete unwillkürliche Bewegungen des Mundes auf. Die Dauer dieser a.e. atypischen Absencen beträgt etwa 15-20 sec. Bei dem Kind besteht eine mittelgradige Entwicklungsverzögerung, es besucht seit einem Jahr eine Schule für geistig Behinderte. Ursächlich sind die Epilepsie und die geistige Behinderung unklar, im cerebralen MRT zeigt sich eine allenfalls leichte globale Atrophie, die Liquoruntersuchung ergab einen unauffälligen Befund.

Das Mädchen ist in den vergangenen 4 Jahren mit sechs verschiedenen Antiepileptika behandelt worden, auch die jetzige Gabe von Oxcarbazepin und Levetiracetam konnte nicht zu einer nennenswerten Minderung der Anfallshäufigkeit führen.

In dieser Situation besprachen wir mit den Eltern die Möglichkeit einer ketogenen Diät. Dieses Therapieverfahren ist bei Epilepsien seit mehr als 80 Jahren bekannt. Bei dieser Diätform werden wenig Kohlenhydrate, dafür aber umso mehr Fette eingesetzt. Dies führt dazu, dass der Körper einen Glukoseersatz (Glucose = Zucker) aufbaut, die sogenannten Ketonkörper, welche dieser diätetischen Therapieform der Epilepsien ihren Namen geben. Auch wenn der genaue Wirkmechanismus unklar ist, führt diese Form der Diät – insbesondere bei Kindern mit Epilepsie – oft zu weniger Anfällen. Diese besondere Ernährung muss dann konsequent – Tag für Tag – umgesetzt werden, hierfür werden Eltern und ggf. auch die Kinder von speziell ausgebildeten Diätberatern geschult.

Die Eltern unserer Patientin waren mit dem Beginn einer ketogenen Diät einverstanden und wurden während eines stationären Aufenthalts im Epilepsie-Zentrum Berlin-Brandenburg entsprechend angeleitet.

Schon wenige Tage nach Beginn der ketogenen Diät traten bei der jungen Patientin deutlich weniger Anfälle auf. Bei einem ambulanten Besuch etwa einen Monat später berichtete die Mutter von etwa einem Anfall pro Woche. Wir kamen mit der Mutter überein, die ketogene Diät – solange die Tochter diese gut toleriert – als Therapie der Epilepsie fortzuführen.

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