Fall des Monats

Anfallsfreiheit oberstes Ziel | 8-2014

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Eine 22-jährige junge Frau stellt sich erstmals in einer unserer Epilepsie-Ambulanzen vor. Seit dem 16. Lebensjahr treten regelmäßig Anfälle mit einer Abwesenheit und fehlender Reagibilität auf Ansprache sowie ausgeprägten oralen und manuellen Automatismen auf. Hierbei handelt es sich rein semiologisch eindeutig um automotorische (= komplex fokale) epileptische Anfälle. Die Frequenz beträgt 1-2 pro Monat. Die Ätiologie ist unklar, zu Beginn der Erkrankung sei ambulant ein MRT durchgeführt worden, sie habe aber weder die Bilder noch einen schriftlichen Befund. Die Patientin ist ansonsten gesund, sie arbeitet als Bürokauffrau.

Die antiepileptische Therapie besteht zurzeit aus Levetiracetam 2 x 1.500 mg täglich. Ganz zu Beginn ihrer Epilepsie wurde die Patientin mit Oxcarbazepin behandelt, dieses Medikament hat sich jedoch nicht vertragen (genaue Beschwerden unklar).

Die Patientin stellte sich nun auf eigenen Antrieb in unserer Sprechstunde mit der Frage nach einer Optimierung der antiepileptischen Therapie vor. Ihre bisher behandelnde Ärztin habe ihr gesagt, sie könne doch mit der aktuellen Behandlung zufrieden sein, da es anderen Patienten noch viel schlechter gehe.

Wir empfahlen der Patientin die zusätzliche Einnahme von Lamotrigin und dosierten dieses vorsichtig bis zu einer initialen Zieldosis von 200 mg täglich auf. Bei Auftreten weiterer Anfälle kann die Dosis dieses Antiepileptikums schrittweise weiter erhöht werden, manche Patienten nehmen nebenwirkungsfrei bis zu 800 mg täglich ein. In dieser Konstellation hat die Patientin eine Chance auf Anfallsfreiheit von etwa 20-30 %. Sollten auch unter hohen Dosen von Levetiracetam in Kombination mit Lamotrigin weiter epileptische Anfälle auftreten, besteht definitionsgemäß Pharmakoresistenz. Es sollte dann die Möglichkeit eines epilepsiechirurgischen Eingriffs erwogen und ein intensiviertes Video-EEG-Monitoring durchgeführt werden.

Wir initiierten eine aktuelle Bildgebung des Gehirns mit Hilfe eines 3 Tesla-MRTs nach einem spezifischen Epilepsie-Protokoll. Die Patientin stellt sich in drei Monaten erneut in unserer Epilepsie-Ambulanz vor.

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