Fall des Monats

Bewegungsstörung aus dem Schlaf | 1-2013

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Eine 37-jährige Patientin leidet seit 1 Jahr unter plötzlich auftretenden Bewegungen für 2 min. Dauer aus dem Schlaf. Sie selbst kann sich nicht an den Ablauf dieser Episoden erinnern. Ihr Partner berichtet, dass es auf laute Geräusche – wie das Klingeln des Weckers oder den Lärm des Müllwagens – zu räkelnden und streckenden Bewegungen des Körpers komme, die Patientin reagiere währenddessen nicht auf seine Ansprache. Sie sei auch nach Ende dieser Episode für mehrere Minuten desorientiert, schlafe in der Regel wieder ein. Auswärts wurde eine Epilepsie diagnostiziert, eine Behandlung mit Levetiracetam wurde begonnen. Die Episoden traten aber weiterhin alle zwei Monate auf.

Im Epilepsie-Zentrum Berlin-Brandenburg wurde daraufhin eine Video-EEG-Langzeit-Untersuchung durchgeführt. Mit der Patientin war vorab vereinbart, dass während des Schlafs durch Lärm eine der bekannten Episoden provoziert wird. Mit einer Verzögerung von ca. 20 Sekunden nach lautem Schlagen auf einen Metallbehälter traten die schon von dem Partner beschriebenen Bewegungsmuster auf. Auffällig und diagnostisch wegweisend war aber nicht das EEG, sondern das zeitgleich abgeleitete EKG. Hier zeigte sich eine dramatische Herzrhythmusstörung mit einer ventrikulären Tachycardie und Torsades des Pointes. Diese Veränderungen stoppten erst nach 2 min., es zeigte sich dann wieder ein regulärer Sinusrhythmus.

Durch diese Untersuchung ließen sich die Bewegungen im Schlaf einer Synkope (Ohnmachtsanfall) zuordnen, ursächlich war die durch Lärm ausgelöste Herzrhythmusstörung. Eine genauere EKG-Diagnostik zeigte dann eine verlängerte QT-Zeit, molekulargenetisch ließ sich ein Long-QT-Syndrom Typ II nachweisen. Schon in den nächsten Tagen wurde bei der Patientin ein Herzschrittmacher implantiert, der die Patientin bei erneutem Auftreten der lebensbedrohlichen Rhythmusstörung schützen soll.

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