Fall des Monats

Absetzen von Antiepileptika | 12-2014

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Bei einer heute 57-jährigen Patientin traten im 26. Lebensjahr erstmals tonisch-klonisch generalisierte Anfälle aus dem Wachen heraus auf. Eine fokale Einleitung der Anfälle wurde von der Patientin nicht erinnert. Mehrfach durchgeführte EEGs zeigten keine pathologischen Auffälligkeiten. Eine Ursache der Epilepsie wurde nicht gefunden, ein damals durchgeführtes Computertomogramm des Gehirns sowie Kopf-MRTs im weiteren Verlauf zeigten jeweils einen Normalbefund. Zusammengefasst besteht bei der Patientin eine unklassifizierte Epilepsie – es gibt weder Hinweise auf ein generalisiertes noch auf ein fokales Epilepsie-Syndrom.

Die Patientin war zu Beginn mit Valproinsäure behandelt, darunter hat sie aber mehr als 10 kg an Gewicht zugenommen. Danach folgte eine Behandlung mit Carbamazepin, welches auf Grund von unspezifischen Nebenwirkungen vor etwa 15 Jahren auf Lamotrigin umgestellt wurde. Die Patientin nimmt zurzeit 2 x 100 mg, die Substanz wird nebenwirkungsfrei vertragen.

Da die Patientin seit mehr als 25 Jahren frei von epileptischen Anfällen ist, besprachen wir mit ihr mehrfach die Möglichkeit, das Lamotrigin abzusetzen. Die Wahrscheinlichkeit, nach Absetzen des Antiepileptikums anfallsfrei zu bleiben, ist bei dieser Patientin sehr groß, da sowohl das cerebrale MRT als auch das EEG unauffällig sind. Ein weiterer günstiger prognostischer Marker ist die Tatsache, dass die Patientin schon mit dem ersten Antiepileptikum anfallsfrei geworden ist – die medikamentösen Umstellungen erfolgten allein aufgrund von Unverträglichkeiten der Substanzen.

Auch unter Berücksichtigung all dieser Argumente wollte die Patientin jedoch das Lamotrigin nicht absetzen. Sie habe die damaligen Anfälle als sehr belastend empfunden und habe große Angst vor dem Wiederauftreten der Anfälle ohne Lamotrigin. Zudem vertrage sie die Substanz gut.

Wir können die Sicht der Patientin nachvollziehen und sehen auch kein medizinisches Problem in der Fortsetzung der bisherigen Lamotrigin-Behandlung.

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