Fall des Monats

Ablehnung der Indikation zur Epilepsiechirurgie | 2-2014

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Eine 43-jährige Patientin leidet seit 25 Jahren an einer fokalen Epilepsie mit automotorischen (= komplex fokalen) Anfällen (Frequenz, 4-5 je Monat). Diese Anfälle sind durch eine Bewusstseinsstörung und orale Automatismen gekennzeichnet. Den Anfällen geht ein Druckgefühl in der Magengegend, welches nach oben steigt, voraus (epigastrische Aura). Die Patientin hat schon acht unterschiedliche Antiepileptika eingenommen, die das regelmäßige Auftreten der Anfälle jedoch nicht verhindern konnten. Im cerebralen MRT findet sich eine Hippocampus-Sklerose rechts, welche als ursächlich für die Epilepsie angenommen werden kann. In der prä-chirurgischen Video-EEG-Untersuchung konnten mehrere habituelle Anfälle mit einem zur Hipppocampus-Sklerose passenden rechts temporo-anterioren Beginn aufgezeichnet werden. Insofern gab es eine Kongruenz aller erhobenen Befunde, wir empfahlen der Patientin eine Temporallappen-Teilresektion rechts.

Die Patientin konnte sich jedoch trotz der eindeutigen Befundlage und trotz der Perspektive einer großen Chance auf postoperative Anfallsfreiheit nicht für die Operation entscheiden. Die Gründe für die Ablehnung blieben diffus.

In einer Untersuchung der Universitätsklinik Bonn zu den Langzeit-Ergebnissen nach Epilepsiechirurgie wurde aufgezeigt, dass in den vergangenen 20 Jahren die Quote der Ablehnung indizierter epilepsiechirurgischer Eingriffe stetig zugenommen hat und nun bei bis zu 20% liegt (Bien et al. 2013 JNNP).

Wir sehen es jedoch als unsere Pflicht an, Patienten in einer solchen Situation in deutlichen Gesprächen darüber aufzuklären, welche Verletzungs- und ggf. noch schlimmere Gefahren von wiederholt auftretenden Anfällen ausgehen können. Diese Risiken überwiegen bei weitem die Risiken des operativen Einriffs.

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