Fall des Monats

Absetzen von Antiepileptika | 2-2017

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Ein 69-jähriger Patient erlitt vor 2 Jahren aus dem Schlaf einen ersten tonisch-klonisch generalisierten epileptischen Anfall. Im Kopf-MRT fanden sich allenfalls mäßiggradige mikroangiopathische Veränderungen, von denen einige sehr nah am Kortex (Hirnrinde) lokalisiert waren. Ein Routine-EEG war ohne pathologischen Befund. In dieser Konstellation kann man davon ausgehen, dass die beschriebenen Durchblutungsstörungen im Gehirn Ursache des epileptischen Anfalls waren. Das Risiko für das Auftreten weiterer epileptischer Anfälle in den nächsten 10 Jahren beträgt 70%, dies definiert eine Epilepsie und zwar in diesem Fall eine fokale Epilepsie. Aufgrund des erhöhten Rezidivrisikos empfahlen wir dem Patienten eine antiepileptische Therapie mit 1.000 mg Levetiracetam täglich, dies ist rein formal eine Sekundärprophylaxe. Das Antiepileptikum wurde gut vertragen, aber nach einem Jahr drängte der Patient sehr, dass Levetiracetam wieder abgesetzt wird. Wir klärten den Patienten darüber auf, dass die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten eines Anfalls nach Absetzen über 50% liegt. Der Patient hat das Antiepileptikum trotzdem abgesetzt. Genau 1 Jahr später hat er dann erneut aus dem Schlaf einen nun zweiten tonisch-klonisch generalisierten Anfall erlitten. Dem Patienten selbst war nun klar, dass er wieder – und jetzt dauerhaft – ein Antiepileptikum einnehmen muss, er selbst wollte wie zuvor mit Levetiracetam behandelt werden.

Fälle der vergangenen Monate