Fall des Monats

Frontallappen-OP bei Jugendlichem mit Epilepsie | 3-2017

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Bei einem 16-jährigen Patienten besteht seit dem 3. Lebensjahr eine fokale Epilepsie mit Schlaf-gebundenen hypermotorischen Anfällen. Er wacht – mitunter mehrfach pro Nacht – mit ausgeprägten bilateralen, aber asymmetrischen Bewegungen aller Extremitäten auf, das Bewusstsein ist erhalten, die Episoden dauern in der Regel weniger als 1 min. Pro Woche treten etwa in 3-4 Nächten Anfälle auf. Dieser Anfallstyp weist lokalisatorisch auf den Frontallappen und hier speziell auf das supplementär-motorische Areal hin. Ein 3T-MRT war unauffällig, es liegt hier eine kryptogene fokale Epilepsie vor. Der Patient hat in den vergangenen Jahren schon acht verschiedene Antiepileptika eingenommen, aktuell ist er mit 3.000 mg Levetiracetam und 400 mg Lacosamid behandelt.

Seit mehreren Jahren sprechen wir mit dem Patienten und seinen Eltern auch über das Thema Epilepsiechirurgie. Als der Patient jünger war, wollten seine Eltern dies nicht für ihn entscheiden. Vor ein paar Monaten hat der Patient von sich aus die notwendige prächirurgische Diagnostik angesprochen.

In einer Video-EEG-Langzeit-Untersuchung mit Oberflächen-Elektroden ließ sich trotz zahlreicher Bewegungsartefakte während des Anfalls ein eindeutiger Anfallsbeginn rechts frontal ausmachen. Eine interiktale PET-Untersuchung zeigte kongruent einen Hypometabolismus rechts frontal. In einem zweiten Schritt erhielt der Patient eine invasive elektrophysiologische Diagnostik mit subduralen Elektroden über dem supplementär-motorischen Areal rechts sowie im Interhemisphären-Spalt. Es ließen sich innerhalb weniger Tage sechs typische Anfälle aufzeichnen, die stereotyp an vier aneinander grenzenden Elektroden begannen. Die elektrische Stimulation zeigte, dass es sich um nicht-eloquenten Kortex handelt.

Mit Entfernung der Elektroden wurde dann der Kortex unter den Elektroden mit Anfallsbeginn reseziert. Der Patient ist nun seit 6 Monaten anfallsfrei.

Dieser Fall zeigt, dass auch bei nicht-läsioneller Frontallappenepilepsie eine Resektion erfolgreich durchgeführt werden kann, auch wenn die Rate an Anfallsfreiheit in Fallserien geringer war als bei Temporallappen- oder läsionellen Epilepsien. Sehr wahrscheinlich hätte der Patient auch zu einem früheren Zeitpunkt in seinem Leben von der Resektion profitiert.

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